Wir sollten dem Lärm und Smog der Stadt entfliehen, dachten wir. Nichts wie raus nach Muggia!
Das überall hochgepriesene Fischerdorf gegenüber von Triest kann man per Fähre oder mit dem Auto erreichen. Nimmt man das Boot, sitzt man Mittags mindestens zwei Stunden fest (Siesta der Bordcrew) und die Wirte der überteuerten Hafenlokale reiben sich die Hände.

Nicht mit uns!
Also fuhren wir mit dem Auto, bekamen sogar einen Parkplatz und spazierten über die Piazza durch den Ort und den Hafen. Man ist ziemlich schnell fertig, das Castello kann nur von außen ansehen werden, es ist in Privatnutzung.








Hoch über Muggia thront Vecchia Muggia, Ausgrabungen und Relikte der antiken römischen Siedlung.

Auf der Rückfahrt nach Triest besichtigten wir einen beklemmenden, historischen Ort, die Reismühle von San Sabba.

Die Riseria wurden 1943 als Nazi- Polizeihaftlager, Folter- und Verteilungszentrum genutzt. Juden wurden inhaftiert, die zur Deportation nach Auschwitz und anderen Vernichtungslagern bestimmt waren, sowie politische Gegner verschiedener Nationalitäten, von denen viele im Konzentrationslager getötet wurden. Genau aus diesem Grund war die Risiera das einzige NS-Lager in Italien, das von 1944 bis zum Ende des Krieges ein Krematorium in Betrieb hatte. Nach dem Krieg wurden einige Gebäude der Risiera als Flüchtlingslager genutzt. Seit 1965 ist die Risiera di San Sabba ein Nationaldenkmal.







Nur 10 Minuten zu Fuß von der Riseria wurde uns das Herz wieder leicht: Noch mehr Street Art!

Entlang der Mauer des Grezar Stadions wurden 2018 anlässlich des Blooms Days* „Writers On Writing: Joyce on the wall“ Wandbilder zu Ehren James Joyce geschaffen.
Joyce selbst und drei Höhepunkte aus Ulysses sind zu sehen: die Episode der Sirenen, der Monolog von Molly Bloom und das Kapitel Aeolus.






Das Wandbild stammen von einer Gruppe von jungen Straßenkünstlern namens Chromopolis, die sich aus der Gemeinde für das Projekt zusammengetan haben.
Es gibt noch weitere Murale von Chromopolis an der Stadion Außenwand zu bewundern:






*Blooms Day: Alljährlich am 16.Juni wird an vielen Orten, an denen James Joyce gewirkt hat, der Blooms Day gefeiert. So auch in Triest.
Das Datum bezieht sich auf sein Werk Ulysses, das die Schicksale der Romanfigur Leopold Bloom an nur einem Tag, und zwar dem 16. Juni 1904, beschreibt.