Wer sich über die Schotterhaufen wundert und glaubt, in einem Kieswerk gelandet zu sein, irrt.

Eigentlich steigt man hier auf einer Insel herum. Historisch gesehen sogar unter Wasser.
Bälingeberget liegt 15 km westlich von Luleå und ist ein Naturreservat und Wandergebiet.

Der Grund für diese ganze Landerhebungs- Sache in der Region Norbotton ist die Gletscherschmelze. Vor 10.000 Jahren hatte der Druck des Gletschers das darunter liegende Gestein so stark zusammengepresst, dass der Meeresspiegel 237 m höher war als heute. Nach der damals schon einsetzenden Klimaerwärmung schmolzen die Gletscher und das unterdrückte Land erhob sich langsam und seufzend wieder.
(Ob es tatsächlich seufzte, ist nicht überliefert. Ich fand es aber literarisch passend)
So war Bälingeberget zwischendurch eine Insel und hätte, so mutmaße ich pragmatisch, Bälinge-ö heißen müssen. 🤔
Wenn denn schon jemand da gewesen wäre, der die Insel benannt hätte, was ich bezweifle, da wir keinen (wenn auch für die Nachsaison geschlossenen) Bootsverleih mit angeschlossenem Kiosk entdecken konnten.
Heute hat sich die Insel zu einem für die Gegend stattlichen Berg von 139 m erhoben, die geologischen Formationen erinnern mit etwas Phantasie an die peitschenden Wellen des stürmischen Meeres.

Da sich das Land stetig weiter um einige Zentimeter pro Jahr hebt, hat Bälingeberget durchaus Chancen, sich in ferner Zukunft zu einem „höga berg“, einem Hochgebirge zu entwickeln. (Vom damaligen Meeresspiegel aus gesehen hat er ja immerhin schon 376 m!)




Bis dahin kann man aber ohne Kletterausrüstung hinauf wandern und grillen.
Es gibt mehrere Grillplätze, Feuerholz und Grill stehen zur Verfügung, also Streichholz und Würstel in dem Rucksack und los.


Selbst für Toiletten ist gesorgt.

Die Vegetation hat sich ihren Platz im Geröll erkämpft. Birken und Kiefern krallen verbissen ihre Wurzeln ins Gestein, Beerensträucher ducken sich dicht gedrängt auf kargem Boden, Flechten überwuchern den nackten Fels.

Aus der Vielfalt der Vogelarten machte sich ein Specht hämmernd bemerkbar.
Besagte Elchkuh mit Kalb, die man laut Beschreibung des Tourismusverbands antreffen könnte, haben wir nicht gesehen. Sie hatte wohl, Nachsaisons- bedingt, frei. Nur etwas vertrocknete Elchkacke (ohne Abb.) zeugte von ihrer Existenz.

Man kann ca. 2- 3 Stunden einkalkulieren, sollte die Flipflops zu Hause lassen und, mangels Kiosk, Wasser mitnehmen.


Danach hat man sich eine Fika verdient.
Gleich um die Ecke nach der Einfahrt zu Bälingsberget, hinter dem Waldstück links, liegt die Ecofarm Bondgården Bälinge.
Da hätte man Kaffeepause machen können, wenn, ja wenn… ihr ahnt es? Genau, wenn nicht wegen Nachsaison geschlossen wäre.
Uns war das Glück aber hold. Google Maps entdeckte für uns ein unscheinbares Café, das Lilla Skafferiet, in einem Wohngebiet von Luleå.
Dank göttlicher Fügung, durchgehender Grünphasen an allen Ampeln, selbst an der Baustelle und unter Einhaltung des Höchstgeschwindigkeit von meist 70 km/h außerorts erreichten wir es gerade noch 25 Minuten vor der Schließzeit (16.00 Uhr). Wir wurden mit Kaffee und köstlichen Zimtschnecken belohnt. So stellt man sich ein schwedisches Café vor!



Schneller als erlaubt sollte man in Schweden übrigens nicht fahren. Blitzer werden angekündigt, stehen da auch immer und sehen so aus:

Nicht nur , dass die Strafen in Schweden empfindlich hoch sind, die Mietwagen Unternehmen verrechnen zusätzlich eine Bearbeitungsgebühr von 37 Euro für Bußgeldbescheide…