Am ersten Ferientag von Baden-Württemberg und in der einzigen Woche mit deutschlandweiten Sommerferien gleichzeitig – somit logischerweise Megastaus – einmal quer durch Süddeutschland fahren, ja wer macht denn so was?
Menschen mit Nerven aus Stahl.
Masochisten.
Wir.

Statt fünfeinhalb Stunden oneway brauchten wir satte 8 Stunden je Strecke, inklusive 40 min. Ladestopp, mit zähen Baustellenstaus auf dem Hinweg über Stuttgart nach Freiburg.
Für den Rückweg am Samstag wählten wir die Route am Bodensee entlang. Aber statt etwas Schwarzwald „fürs Auge“ begleitete uns Nebel, Starkregen und Aquaplaning. Phasenweise wünschte ich mir das Amphicar aus dem EFA Museum letztes Wochenende. Den dafür zusätzlich nötigen Bootsführerschein hätte Daniel sogar. 😅
Warum aber diese Gewalttour?
Der „Gott of Schlager“ hatte gerufen. Oder anders gesagt: Christian Steiffen trat im ZMF Freiburg auf und wir hatten Karten.
ZMF?
Zeltmusikfestival. Vergleichbar mit dem Tollwood in München. Ob gleich oder weniger Öko-Bio-Dinkel? Wir konnten uns nicht einigen. Außer veganem Döner und Süßkartoffelpommes mit Avocado boten Foodtrucks auch halbverbrannte Pinsa, die halt der Hunger reintrieb.

Christian Steiffen?
Hardy Schwetter aus Osnabrück spielt Christian Steiffen – eine ironisch-zynische Kunstfigur mit Schlagertouch und Anzüglichkeiten, die nie ganz eindeutig sind. Wirklich bekannt wurde er in Bayern durch die Eberhofer-Filme, wo seine Songs längst Kultstatus genießen.
Er taucht dort nicht nur in der Nebenrolle eines „anonymen Sexoholikers“ auf, sondern liefert mit Liedern wie:
Sexualverkehr
Ich hab dir den Mond gekauft
Ich hab Haschisch probiert
Eine Flasche Bier
…
dem Soundtrack zu den niederbayerischen Provinzkrimis.
Und spätestens wenn Franz Eberhofer sich das Feierabendbier einschenkt, läuft irgendwo Steiffen im Hintergrund.
Steiffens Texte sind durchzogen von süffisantem Zynismus, Doppeldeutigkeiten, Ironie und einer Prise rotziger Selbstverliebtheit. Wenn er sich zum „Arbeiter der Liebe“ erklärt, meint er das natürlich – nicht ernst, oder?
Der Auftritt – zwischen Bierlaune und Realität

Auf der Bühne am Donnerstag zeigte sich ein Entertainer, der zwischen seinen Hits, ruppigen Sprüchen, knurrigem Ruhrpott-Charme und schlüpfrigem Humor pendelte.
Dazwischen: ernstere Töne, vergessene Passagen, improvisierte Nachreichungen – und Probleme mit einem Bein.
Und dann dieser Satz, fast beiläufig, fast überhört: „Ich hab MS, ich darf jetzt auf Rezept kiffen.“ Kein Lacher, kein Augenzwinkern. Einfach gesagt – und weiter im Programm.
Ob wir die einzigen waren, die das wirklich mitbekommen haben? Schwer zu sagen.
Das Zelt grölte fröhlich weiter – 70er-Jahre-Look, Bier in der Hand, Festivalstimmung wie auf einem Kuhn-Konzert.
Auch dieser Satz wurde beklatscht – vermutlich, weil er ins Steiffen-Repertoire passte. Oder weil es niemand einordnen konnte. Oder wollte.
Nachdenklich und völlig übermüdet fuhren wir in unsere Unterkunft, ins Landhotel am Bohrerhof. Die Maxibar (Minibar auf Raumgröße, für Gäste) hatte noch einen kühlen Rivaner für uns. Dann: Gute Nacht!
Erfahrt morgen, was wir am Freitag in der Gegend erlebt haben! 😉








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