Wenn der Chiemsee gestern badetauglich gewesen wäre, hätten viele wohl nicht den Weg ins beschauliche EFA Museum in Amerang gefunden. Doch bei feucht-nassem Juliwetter war nicht nur das Museum, auch die Depotführung gut besucht – eine Gelegenheit, die es nur einmal im Monat gibt. (Aufpreis 10 Euro)

Im Depot stehen all jene Fahrzeuge, die es (noch) nicht in die Ausstellung geschafft haben – liebevoll gepflegt, oft mit spannender Geschichte. Wer sich wirklich für Automobilgeschichte interessiert, kommt hier auf seine Kosten. Leute, die bei NSU an Versicherungen denken oder DKW für einen Supermarkt halten, waren am Samstag aber ebenfalls vertreten. Einige der weniger kompetenten Fragen überwiegend norddeutscher Besucher sorgten für Schmunzler – auch das gehört irgendwie zum Erlebnis dazu.

Die Führung selbst war informativ, unterhaltsam und voller Anekdoten, wie man sie in keiner Beschreibungstafel findet.

Neben dem Depot lohnt auch die eigentliche Ausstellung. Liebevoll gepflegte Fahrzeuge, gut aufbereitete Hintergründe in modern-gediegenem Ambiente.

Extra-Bonus für kleine Besucher: In der Modellbahnlandschaft sind drei Dinos versteckt – wer sie findet, bekommt an der Kasse ein Geschenk.

Für noch kleinere Gäste gibt’s einen Spielraum – für große: jede Menge Fotomotive und Erinnerungen.

Und natürlich durfte an der Kasse ein wenig norddeutscher Protz nicht fehlen: „Also bei uns ist ja der PS Speicher, den müssen sie gesehen haben…“ – ja, is scho recht. Aber das EFA punktet eben nicht mit Bombast, sondern mit Herz, Historie und Hingabe.

🛞 Was bedeutet eigentlich EFA?

„EFA“ sind die Initialen des Stifters, Ernst Freiberger Amerang. Das Museum wurde ursprünglich als „EFA-Museum für Deutsche Automobilgeschichte“ bezeichnet und ist heute unter dem Namen „EFA Mobile Zeiten“ bekannt – ursprünglich hervorgegangen aus seiner privaten Sammlung historischer Automobile. Später wurde daraus eine gemeinnützige Stiftung mit dem Ziel, die Geschichte des deutschen Automobils von den Anfängen bis zur Jahrtausendwende erlebbar zu machen.

Heute zählt das EFA zu den bedeutendsten Oldtimermuseen im deutschsprachigen Raum – nicht pompös, aber persönlich. Und genau das macht den Charme aus.

Und für die unter euch, die noch immer über NSU und DKW grübeln:

🧐 Fun Facts für Fahrzeugfreunde

DKW steht für „Dampf-Kraft-Wagen“ – kein Witz, der Gründer wollte ursprünglich ein dampfbetriebenes Fahrzeug bauen. Später wurde DKW einer der größten Motorradhersteller der Welt – mit Zweitaktmotoren, die sich heute noch in vielen Garagen „einfach so“ starten lassen, wenn sie mal laufen. NSU ist kein Fantasiename, sondern heisst einfach Neckarsulm. Die Marke brachte nicht nur Motorräder und Kleinwagen hervor, sondern auch Innovationen wie das erste serienmäßige Wankelauto – den legendären NSU Ro 80. Auto Union war in den 1930er-Jahren ein Zusammenschluss aus vier Herstellern: Audi, DKW, Horch und Wanderer. Daher das Logo mit den vier Ringen, das heute noch bei Audi glänzt. Und Audi selbst? Gegründet wurde es ursprünglich von August Horch, der seine erste Firma wegen Namensstreitigkeiten verlassen musste. Da „Horch!“ (imperativ von „hören“) markenrechtlich vergeben war, wählte man die lateinische Übersetzung: Audi!

Nach der geballten Ladung Motorisierung ging’s nur einen Steinwurf weiter zum Wiggerl Siebzehn – ein kleines, feines Café mit regionalem Twist. Statt Kuchen gab’s bei uns knusprige Semmeln mit fermentiertem Gemüse, kreativ belegt mit Radieschensprossen und überraschend gut. So geht Slow Food auf Bayerisch – passend zum entschleunigten Tag.

Fazit:

Das Depot und Museum des EFA Amerang ist ein echter Geheimtipp für alle, die sich für alte Autos begeistern – und auch mal zwischen den Modellen zuhören wollen. Und wer danach noch Lust auf gutes Essen in entspannter Atmosphäre hat, findet im Wiggerl Siebzehn genau das richtige Ziel.