Gut Aiderbichl: Tierschutz oder Tiernutz? 

Letzten Sonntag waren wir auf Gut Aiderbichl in Henndorf im Salzburger Flachgau, einem Gnadenhof für gerettete Tiere.

Bei unserer Ankunft wurden die Autos durch  Einweiser auf die großen Parkplätze verteilt.

Lange Menschenschlangen am Eingang zeigten: Hier klingelt erst mal die Kasse. 

Je länger wir uns umsahen, desto mehr stellten wir uns die Frage: Geht es hier wirklich nur um Tierschutz, oder doch eher um ein lukratives Geschäft?

Ohne Frage: Die Tiere auf Gut Aiderbichl haben ein Leben, das viele Artgenossen nicht einmal erträumen könnten. Sie kommen aus schwierigen Verhältnissen, wurden gerettet und dürfen hier alt werden – auf saftigen Wiesen, in großzügigen Gehegen, mit viel Zuwendung.

Ein Erlebnis für Besucher – aber auch riskant

Während wir den großen Bauernhof erkundeten, fiel uns auf, wie stark der Fokus auf uns Besucher gelegt wurde. Eintrittsgelder, ein gut sortierter Souvenirshop, jede Menge gebrandete Andenken, Gastronomie mit kleinen Gerichten, Kaffee und Kuchen – das Angebot ist durchdacht und professionell.

Pompöse Weihnachtsdeko

Gleichzeitig bewegt sich Gut Aiderbichl hier auf einer heiklen Gratwanderung: Die Tiere laufen vielerorts frei herum, was den Erlebnisfaktor für Familien mit Kindern erhöht – aber auch nicht ungefährlich ist.

Wir beobachteten, wie kleine Kinder begeistert auf ein Hängebauchschwein zuliefen, um es zu streicheln, während das Tier sich erkennbar unwohl fühlte und sich laut grunzend wehrte.

Auch die frei herumlaufenden Ponys sorgten für Aufsehen – besonders, als sich zwei von ihnen in die Haare bekamen und mit den Hinterbeinen nach einander traten. Man darf eben nicht vergessen: Viele der Tiere sind traumatisiert. Sie wurden aus Missbrauch, Vernachlässigung oder anderen schwierigen Umständen gerettet. Hier trifft Tierschutz auf Inszenierung – eine Kombination, die nicht immer ohne Konflikte bleibt.

Ob die Tiere den Menschenandrang und das ständige Gestreichelt-Werden genießen? Wir bezweifeln es.

Die Tierschützer sprachen uns und andere Besucher aktiv an, um Patenschaften zu verkaufen. Aggressive Verkaufsmethoden, so unser Eindruck.

Um Tiere zu retten, braucht es Geld. Das ist klar. Doch bleibt die Frage, ob das Konzept zu sehr auf die „Erlebniswelt“ für Besucher setzt.

Bei unserem Besuch war das Gut pompös weihnachtlich dekoriert und wurde als größte Lebendtierkrippe Europas beworben. 

Ist es ethisch, Tiere als „Botschafter“ für Spenden auszustellen? Oder verlieren wir dabei den Fokus auf die eigentliche Mission?

Unser Fazit

Der Besuch hat uns beeindruckt – und nachdenklich gemacht. Tierschutz und Kommerz sind hier untrennbar verwoben. Eine Heimat für diese Tiere, ja, aber auch ein cleveres Geschäftsmodell, das stark polarisiert.

Gut Aiderbichl hat mehrere Standorte:

• Henndorf bei Salzburg(Hauptsitz)

• Deggendorf (Bayern, Deutschland)

• Iffeldorf (Bayern, Deutschland)

Die Eintrittspreise für den Besuch in Henndorf (Stand 2024):

• Erwachsene: 12,50 Euro

• Kinder (4-14 Jahre): 7,50 Euro

• Kinder unter 4 Jahren: frei

4 Antworten zu „Gut Aiderbichl: Tierschutz oder Tiernutz? ”.

  1. Avatar von
    Anonymous

    Ich kenne das ja nur aus dem Fernseher, bin bei der Einschätzung aber auch hin und hergerissen. Klar braucht es für Tierschutz Geld, davon kommt ja sicher einiges rein. Aber bedrängen lassen möchte man sich als Besucher ja auch nicht.

    Für die Kinder ist es, solange nichts wirklich passiert, vielleicht auch mal ganz heilsam, die Zurückweisung eines Tiers zu erfahren. Es sind eben keine Streicheltiere. Man sollte sie auch nicht dazu machen.

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    1. Avatar von theduck.blog

      Ganz genau so sehe ich es auch. Daher der etwas zwigespaltene Beitrag. Und ja, Eltern lassen da ihre Kinder einfach drauf los laufen, ohne diesen bewusst zu machen, dass das eben keine Streicheltiere sind. Und der missionarische Eifer für Patenschaften stört auch.

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  2. Avatar von sinnlosreisen

    Das ist wirklich ein schmaler Grat. Solange der Profit nicht auf Kosten der Tiere geht, ist ja eigentlich nichts einzuwenden. Eine Win-win-Situation, möchte man wohlwollend vermuten. Aber wie immer gibt es wohl auch hier kein Schwarz-weiß.

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